Floskeln

Woher kommen die inhaltsleeren Sprachschnipsel, die wir als Füllwörter und Floskeln bezeichnen, in unserem Sprachgebrauch?

Floskeln

Stellen Sie sich eine bekannte Persönlichkeit vor, die Sie schon oft haben sprechen hören, einen Sportler oder einen Experten auf einem bestimmten Fachgebiet beispielsweise. Bestimmt können Sie der Person gleich typische Phrasen oder Floskeln zuordnen, die sie ständig benutzt.

Natürlich sind Prominente nicht die einzigen, die bestimmte Floskeln zelebrieren. Entsprechend der Exponiertheit dieser Personen sind deren Worthülsen und Füllwörter nur besonders auffällig.

Jeder von uns hat eine sprachliche Eigenheit, die bei Vorträgen oder längeren Monologen offensichtlich wird. Manche Menschen nutzen ständig „quasi“, „also“, „eigentlich“, „eben“, „halt“, „entsprechend“ oder für Zuhörer besonders auffällig: sozusagen. Einmal registriert, gibt es für Zuhörer keine Chance mehr zum Weghören. Wenn der eigentliche Inhalt des Gesagten in den Hintergrund tritt, weil nur noch die „Ähs“ und „Alsos“ gezählt werden, wird es schwierig.

Woher kommen diese inhaltsleeren Sprachschnipsel und wozu dienen sie?

Zum einen erleichtern sie den Einstieg in eine Formulierung. Sie helfen dem Redner beim gesprochenen Wort den Satz in Gedanken zu vervollständigen. Mit einem „quasi“ gewinne ich Zeit, um meinen Gedanken weiter auszuführen. Außerdem relativiere ich meine Aussagen auf diese Weise und lege mich nicht zu sehr fest. Wenn ich nicht klar sagen möchte, dass ein Sachverhalt sich so und nicht anders darstellt, mache ich mich mit einem „sozusagen“ oder „quasi“ weniger angreifbar. Dadurch wirke ich bei einem Fachvortrag beispielsweise aber auch weniger kompetent, da ich meine Aussagen laufend einschränke. Das Gesagte verliert an Klarheit und Aussagekraft. Und womöglich hört das Publikum nur noch auf meinen Sprachspleen und nicht mehr auf den Inhalt.

Mit etwas Übung lassen sich Floskeln abtrainieren, aber nur, wenn man sie sich zunächst bewusst macht. Wenn wir Fachinterviews mit unseren Kunden führen und diese im Nachhinein noch abhören, sind wir oft amüsiert, welche Füllwörter wir oder der Gesprächspartner ständig benutzen. Probieren Sie es selbst einmal aus oder fragen Sie bei Kollegen nach, welches auffällige Füllwort sich bei Ihnen ständig einschleicht. Dann heißt es „trainieren, trainieren, trainieren“, Reden und Vorträge vorab üben und sich Feedback dazu einholen.

Aber ganz ehrlich, also ich finde, wenn sich das Ganze, äh, entsprechend in Grenzen hält, macht es einen doch eigentlich irgendwie ganz sympathisch 😉 .

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